Importzölle – Wie gefährdet ist die Metallverarbeitende Industrie
Die USA wollten Strafzölle erheben. Anfang März sollte das auch für die EU und somit ebenfalls Deutschland gelten. Aktuell gelten die Strafzölle abgewendet, ganz vom Tisch sind sie jedoch nicht. Es handelt sich eher um eine Verschnaufpause. Betroffen wäre in Deutschland die metallverarbeitende Industrie. Doch in welchem Umfang. In den Medien wurden dazu teils dramatische Zahlen genannt. Doch können diese mit der Wirklichkeit standhalten. Zunächst ist dabei ein Blick auf die tatsächlichen Einfuhrzölle der USA und der EU ratsam, um das Thema ein wenig nüchterner zu betrachten. Dabei zeigt sich ein Bild, das so in den Medien nicht erwähnt wird. Die Einfuhrzölle in die EU liegen teilweise um das 4fache höher als in den USA.
Aus diesem Fokus betrachtet, wären neue Strafzolle, die von Trump für Europa in Erwägung gezogen werden, in einigen Bereichen nur als Angleichung zu sehen, wie die o. Grafik aufschlussreich zeigt. Einzig die metallverarbeitenden Betriebe hätten unter den Strafzollen leiden müssen. Hier ist der Unterschied bei den bisherigen Zöllen sehr gering. Die USA erheben einen Einfuhrzoll in diesem Bereich von 1,3 %, die EU liegt bei 1,6 %.
Strafzölle und Bedeutung für die Metall-Industrie in Deutschland
In Deutschland sind viele metallverarbeitende Betriebe ansässig, die mit hoher Innovationskraft den Markt weltweit bestimmen und für die der Export lebenswichtig ist. Hierzu gehört zum Beispiel auch das mittelständische Unternehmen STEEC, das 1979 gegründet wurde und heute Teil der PRF Gruppe ist. Der Betrieb hat sich auf die Mikromechanik von höchster Präzision spezialisiert. Besonders innovativ zeigt es sich bei der Mikrobohrung, die sogenannte Laser Mikrobearbeitung. Der kleinste Durchmesser liegt dabei um einige zig Mikrometer.
Das Unternehmen mit Sitz in Brindas ist ebenso auf die Elektroerosion spezialisiert. Mit einem modernen Verfahren ist der Betrieb durch eine innovative Funkenerodierung in der Lage, auch an komplexen und schwierigen Formen mit nur sehr engen Toleranzen zu arbeiten. Kunden kommen aus der Medizintechnik, Kerntechnik, der Raumfahrt und auch aus der Automobilindustrie. STEEC wäre damit von Strafzöllen wie viele andere Unternehmen in Europa und in Deutschland betroffen gewesen.
Nach Bekanntwerden möglicher Interventionen seitens der USA, gab es in Europa bereits erste Reaktionen zu sehen. Vor allem die Geschäftserwartungen der von Strafzöllen betroffenen Unternehmen wurden deutlich nach unten korrigiert. Dabei bezogen sich die Planungen auch auf Änderungen in denen, für 2018 geplante Neueinstellungen. Die Sorge vor einer Eskalation ist in der hiesigen Wirtschaft stark angestiegen. Hätten die USA Strafzölle gegen die EU und Deutschland verhängt, wäre damit vermutlich ein Kreislauf entstanden, der nicht einfach so zu stoppen gewesen wäre.
Was war geplant
Genaue Zahlen war nur teilweise zu erfahren. So gab es kurzfristig seitens der USA die Planung, auf Stahlprodukte künftig einen Zoll von 25 Prozent zu erheben, auf Aluminiumprodukte 10 Prozent. Für die metallverarbeitende Industrie mit zahlreichen Kunden in den USA hätte das zu einem verschärften Wettbewerb geführt. Schon jetzt gelten die Margen in vielen Bereichen als Dünn. Neue Zollabgaben hätten die Gewinnrechnungen der betroffenen Unternehmen deutlich reduziert. Auf mittlerer und langer Sicht, hätte ein Strafzoll zu massiven Auswirkungen in den Betrieben führen können, die am Ende auch die Beschäftigungspläne für 2018 betroffen hätten. Im Gegensatz zu den Autobauern, die ihre Modelle ohnehin schon teilweise in den USA produzieren lassen (damit wäre nur ein geringer Teil betroffen), wären die metallverarbeitenden Betriebe besonders betroffen gewesen.
Dialog hat Strafzölle zunächst abgewandt
Aktuell scheinen die Strafzölle für die EU zunächst abgewandt zu sein. Der Handelskrieg ist damit aber noch nicht vom Tisch. Experten bezeichnen das nur als eine kleine Atempause. Die Diskussion um weitere Strafen sind zunächst bis Mai abgewendet.
Vergessen wird aber immer wieder ganz gerne, bei der Aufregung gegen die USA, die sich namentlich wohl gegen die Person Trump richtet, dass auch die EU des Öfteren das Werkzeug der Importzölle für die eigenen Interessen nutzt. So wurde bereits der Strafzoll für nahtlosen Edelstahl aus China im Jahr 2017 verlängert. Die EU erhebt hier Strafzölle von 48,3 – 71,9 Prozent.