Wirtschaft: Gebrauchtwagen Nachfrage steigt

In Deutschland und in der Schweiz steigt die Nachfrage nach guten Gebrauchtfahrzeugen deutlich an. Und das, obwohl die Abwrackprämie in Deutschland längst Geschichte ist. Schon Mitte 2013 erreichten die Zahlen einen Höchstwert, der schon seit Jahren nicht mehr überschritten wurde. Durchschnittlich 85 Tage steht ein gebrauchter Mittelklassewagen auf dem Hof, bis sich ein neuer Käufer findet. Davon profitiert auch der Auto Ankauf im Internet. Seit Juli letzten Jahres, sehr zur Freude der Käufer, sind die durchschnittlichen Preise sogar um 0,3 Prozent in Deutschland rückläufig. Immer beliebter werden bei den Käufern vor allem die gebrauchten Utilities (kleinere Transporter, die als PKW angemeldet werden können). Die Fahrzeugart war schon von Beginn an bei Betrieben beliebt. Die Deutsche Post AG unterhält aktuell den größten Fuhrpark von Utilities. Doch auch immer mehr Familien blicken auf die Kleinen Großen. Das macht sich derzeit vor allem in den Absatzzahlen bei guten Gebraucht-Utilities bemerkbar.

SUVs fallen zurück

Durch die steigenden Preise bei Benzin und Unterhalt fallen vor allem die schweren SUVs zurück. Große Modelle, mit hohem Benzinverbrauch sind immer schwieriger an den Mann zu bringen. Hierbei ist der Trend besonders gut zu beobachten.- Während sich Käufer auch auf dem Gebrauchtmarkt bei den SUVs zurückhalten, versuchen parallel dazu immer mehr Verkäufer ihr Modell loszuwerden. Erstaunlicherweise lässt das aber die Preise nicht sinken. Stattdessen konnte in den letzten Monaten sogar ein leichter Preisanstieg um die 0,4 Prozent beobachtet werden. Es bleibt zu vermuten, dass es in Deutschland aber auch in der Schweiz weiterhin in diesem Bereich zu rückläufigen Absatzzahlen kommen wird. Nur leichte SUVs lassen sich noch relativ gut verkaufen. Hier fielen sogar die Standzeiten auf einen guten Wert von rund 82 Tagen (9,5 Prozent weniger als in 2013).

Kleine gehören zu den Spitzenreitern

Besonders die Kleinen gehören zu den Spitzenreitern im Gebrauchtwagensegment. Momentan geht zwar die Anfrage ein wenig zurück, doch diese dürfte zum Sommer hin wieder kräftig anziehen. Generell gilt: Sommerzeit ist Käuferzeit. Zu den Spitzenreitern gehören hierbei: VW Polo, Opel Corsa und der VW-Golf.

Insgesamt lässt sich sowohl auf dem deutschen als auch dem schweizer Markt erkennen, dass nach wie vor deutsche PKW-Modelle favorisiert werden. Dominiert wird dabei das Ranking bei den Gebrauchten von VW. Letztes Jahr handelte es sich bei 6 von 10 Gebrauchtfahrzeugen um einen VW (oder die Fabrikate eines Tochterunternehmens).

Alter und Preise

Auf dem deutschen Markt liegt der Durchschnittspreis für ein Gebrauchtfahrzeug weiterhin recht hoch, bei 16.866 Euro (leichter Anstieg um 0,1 Prozent). Ein 10-Jahre alter Gebrauchtwagen war sogar im Schnitt noch um die 10.398 Euro wert. Bei Modellen bis zu 12 Monaten lag der Wert bei 28.820 Euro. Geht es nach Schwacke und dem ifo Institut, sind die Aussichten auf dem Gebrauchtwagenmarkt in Deutschland und bei unseren schweizern Nachbarn so gut wie lange nicht mehr. Auch in den Auto-Betrieben selbst steigt die Auslastung und Nachfrage seit Monaten deutlich an. Zugleich steigt bei den Verbrauchern die Einkommenserwartung seit Beginn des Jahres so stark wie lange nicht mehr (höchster Wert seit 13 Jahren). In der Schweiz stieg der Halterwechsel zu Beginn des Jahres 2014 sogar schon leicht gegenüber 2013 an. 2002 war ein Rekordjahr in der Schweiz. 2014 soll das deutlich übertreffen. So wird mit einem Halterwechsel von über 847.000 Fahrzeugen gerechnet. Auch der Umsatz im Garagengewerbe wird dort mit höheren Zahlen (Zuwachs um 1,2 Prozent) gegenüber den Vorjahren prognostiziert. Erst gegen 2015 rechnet man mit einer eintretenden Marktsättigung. Am größten ist das Interesse in der Zentralschweiz und im Tessin. Nur in Zürich ist der Gebrauchtwagenmarkt noch nicht so richtig in Schwung gekommen.

Kunden informieren sich immer häufiger vor dem Kauf

Auffallend ist auch das sich Kunden, bevor sie zu einem Händler gehen, das Internet durchsuchen. Dabei informieren sie sich sehr umfassend über Preise und Vergleichswerte. Viele davon würden sogar Neuwagen direkt online kaufen. Ein Trend aus den USA, der sich aber weder in Deutschland noch in der Schweiz bisher durchsetzen konnte.

Tipps für den Kauf von Gebrauchten

Wer geringe Risiken beim Gebrauchtwagenkauf eingehen möchte, sollte sich in der Regel direkt an einen Händler wenden. Dabei ist davon auszugehen, dass der angebotene Wagen sowohl geprüft wurde als auch notwendige Reparaturen durchgeführt wurden. Zudem besteht eine Gewährleistungspflicht (auch Sachmängelhaftung), die mindestens einen Zeitraum von 12 Monaten umfasst. Das bietet Sicherheit.

Kauf von Privat
Der Kauf von Privat hingegen sollte jedoch immer gut überlegt sein und eignet sich nur für Kenner. Alternativ empfehlen wir vor dem Kauf eine Probefahrt, die auch direkt in einer Werkstatt oder zu einem Gutachter führt. So lassen sich eventuelle Schäden und andere Mängel schnell erkennen. Der Kauf selbst sollte danach immer mit einer weiteren Person (als Zeugen) abgewickelt werden. Achten Sie unbedingt darauf, dass der Vorbesitzer alle Inspektionen und Servicearbeiten mit dem Kundenheft inklusive Rechnungen nachweisen kann. Die Papiere können übrigens auch einen interessanten Aufschluss über die tatsächliche Reparaturanfälligkeit des Wagens bieten.

Auch bei Privat immer einen Kaufvertrag
Der Kaufvertrag sollte auch beim Verkauf durch eine Privatperson immer schriftlich fixiert werden. Im Internet oder auch stationären Handel lassen sich dazu bereits fertige Vordrucke finden, in denen nur noch die einzelnen Daten eingesetzt werden müssen. Der Kaufpreis ist immer erst bei Vollständigkeit (Schlüssel, Fahrzeugpapiere, etc.) zu übergeben. Auch hier empfehlen wir eine Übergabe im öffentlichen Raum. Verkäufer können zudem sicherheitshalber die Übergabe in einer Bank vereinbaren, dort kann das Geld auch zugleich ganz diskret auf Echtheit geprüft werden.

Bild: Karl-Heinz Laube (Artikelbild), letti (roter Seat), Andreas Hermsdorf (VW Golf) / pixelio.de