Heißes Thema: Akademisierung
Das Thema Akademisierung wird derzeit in der Wirtschaft heiß diskutiert. Für viele Schulabgänger stellt sich heute die Frage: Studium oder Ausbildung. Längst ist eine Akademisierung eingetreten. Immer mehr Abgänger entscheiden sich für das Studium. Sinn macht das jedoch nicht. Längst hat das Studium in Deutschland seinen guten Ruf verloren und ist zu einer Masseneinrichtung geworden. Für die Wirtschaft ist das Thema Akademisierung ohnehin längst ein Problem geworden. Zwar gibt es immer Studenten, die erfolgreich das Studium abschließen. Masse bedeutet aber nicht gleichzeitig auch Qualität. Zu vergleichen ist das mit dem Jura Studium. Die Anzahl der Bewerber, die sich jedes Jahr für diese Studienrichtung bewerben ist deutlich gestiegen. Am Ende schaffen es aber gerade einmal 2 – 5 Prozent wirklich erfolgreich in der Justiz oder in der freien Wirtschaft zum Beispiel als Rechtsanwalt zu arbeiten. Der Rest landet in kleinen, kaum bekannten Kanzleien oder macht sich aus Not selbstständig. Andere landen in fremden Berufen. Eine Akademisierung ist also durchaus nicht immer wünschenswert. Besonders dann nicht wenn sich das Verhältnis zwischen Studium und Ausbildung deutlich verschiebt. Auch in anderen Studienrichtungen lässt sich ein ähnliches Bild erkennen. Ingenieure sind zwar gut und werden gesucht, aber es wird auch Personal benötigt, was die Ideen dann tatsächlich in die Praxis umsetzen kann.
Akademisierung steigt
Für das Wintersemester 2013/14 waren 2,6 Millionen Studenten angemeldet. Das ist mehr als jemals zuvor. Zum deutschen Arbeitsmarkt passen diese Zahlen längst nicht mehr. In einigen Jahren dürfte die Akademisierung zu einem großen Problem werden. Die 3-Millionen-Marke dürfte wohl demnächst erreicht werden. Jährlich steigen die Zahlen um rund 100.000 zusätzliche Bewerber. Ein Grund zum Jubeln ist die Akademisierung nicht mehr. Die Unis werden immer überfüllter und halten dem Ansturm nicht mehr Stand. Auf dem Arbeitsmarkt entwickeln sich bereits jetzt negative Auswirkungen.
Mit Blick auf die Auszubildenden liegen die Zahlen pro Jahr knapp bei unter 2 Millionen. Hier zeigt sich bereits deutlich die Akademisierung. Zuwächse gibt es kaum noch. Dabei werden händeringend Auszubildende gesucht. Immer mehr Firmen verzweifeln.
Generell liegen im weltweiten Schnitt die Zahlen bei der Akademisierung in Deutschland zwar noch wesentlich geringer als zum Beispiel in anderen OECD Ländern. Die OECD wirbt sogar dafür, die Zahlen deutlich zu erhöhen. Wirtschaftsexperten sehen diese Akademisierung aber als nachteilig an. Zwar wird gerne damit geworben, dass eine Hochschulausbildung vor Arbeitslosigkeit schützt. Aber sie garantiert eben nicht mehr einen wirklich guten Akademiker. Die meisten Abgänger sind heute beliebig austauschbar, weil die Qualität fehlt. So zeigt sich dieses Bild auch direkt im Arbeitsmarkt. In der Tat ist die Arbeitslosen-Quote bei Akademikern gering. Allerdings befinden sich viele davon in schlechter gestellten oder schlecht bezahlten Jobs. Das ist mit Sicherheit nicht Sinn der Akademisierung. Über 10 Prozent von ihnen arbeiten im Niedriglohn-Sektor.
Quoten bei der Akademisierung
In den 1970er Jahren stand das Studium noch für Qualität und Wissensvermittlung. Heute ist das nicht mehr der Fall. Die Universitäten sind überfordert. Immerhin lag die Quote der Studierenden 1970 bei 11 Prozent, 1980 bei 22 Prozent. Mittlerweile tendiert diese zu 50 Prozent. Die 60 Prozent dürften ebenfalls erreicht werden. Eine gefährliche Akademisierung, die schnell zu einer steigenden Arbeitslosigkeit führen kann. Das Handwerk ist bereits heute davon direkt betroffen. Keiner interessiert sich mehr für eine Ausbildung als Handwerker. Das Studium erscheint verlockender. Und so wird die Akademisierung weiter voranschreiten. Bis zu dem Punkt, an dem die Politik nicht mehr verkündet, das es zu wenige Fachkräfte, sondern zu viele Studenten gibt.
Bild: Gisella Klein/Flickr.